Psychologie studieren – was bedeutet das eigentlich?

Wenn man Leuten erzählt das man Psychologie studiert, sind deren erste Assoziationen meist Sigmund Freud mit seiner Couch oder stereotype Darstellungen von psychisch gestörten Menschen. Letztere sind meist aus Film und Fernsehen bekannt. Das Psychologie weit mehr als das ist, dürfte vielen bewusst sein. Was Psychologie aber tatsächlich alles ausmacht, wurde aber auch mir erst in den letzten Monaten bewusst. Seit denen studiere ich nämlich Psychologie auf Bachelor an der Universität Wien.

Freud ist beispielsweise tatsächlich eine wichtige Persönlichkeit der Psychologie. Er spielte eine bedeutende Rolle in der Etablierung des Fachs. Trotzdem sind viele seiner Theorien und Annahmen aus Sicht der heutigen Forschung kritisch zu sehen. Aber genug von Vergangenem. Was macht man denn nun, wenn man Psychologie in Wien studiert?

Spezialisierungen

Es gibt die folgenden vier Schwerpunkte für den Psychologie Master in Wien:

  • Klinische und Gesundheitlicher Bereich
  • Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft
  • Geist und Gehirn
  • Entwicklung und Bildung (neu)

Das sind die vier möglichen Spezialisierungen im Masterstudiengang. In der Psychologie beschäftigt man sich also nicht primär mit psychischen Störungen. Viel mehr macht diese Thematik nur einen Bruchteil aus.

Der Weg zum Master

Bevor man die Entscheidung für einen dieser Schwerpunkte fällt, ist die Absolvierung des Bachelorstudiums Psychologie Voraussetzung. Der Weg dahin soll im Folgenden beschrieben werden.

Im ersten Semester bekommt man im Rahmen der STEOP Veranstaltungen (Ausgesprochen heißt das: Studien Eingangs Orientierungsphase) erstmal einen Überblick über die Studieninhalte. Die STEOP’s sind Voraussetzung für viele weiterführende Lehrveranstaltungen, sollten also nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Im zweiten Semester geht es dann schon mehr zur Sache. Von Biologischer-, Differenzieller- bis zur Emotions-Psychologie, lernt man viele verschiedene Bereiche kennen.

Man könnte direkt glauben: Setz ein beliebiges Wort vor Psychologie und voilà hast ein neues Studienfach. Ganz so einfach ist es dann zum Glück trotzdem nicht. Jedoch ist Psychologie viel mehr im Alltagsleben verankert, als es auf den ersten Blick scheint. Sei es in der Werbeindustrie, in Bildungseinrichtungen oder in der Wirtschaft.

Ganz nach dem Vorbild der Medizinstudentenkrankheit (das voreilige Diagnostizieren von Krankheiten nach erstmaligem Erlernen der dazugehörigen Symptome), habe ich mich folglich auch öfters mal dabei erwischt, hinter jeder Werbung oder Marketingstrategie eine psychologische Taktik zu vermuten. Ein ganz lustiges Spiel, das man wohl nicht ausreizen sollte. Als paranoid will man nämlich auch nicht wirklich abgestempelt werden.

Dem Klischee, dass nur Menschen die selbst einen „Riss in der Schüssel“ haben Psychologie studieren, kann man kaum entgehen. Und irgendwie ist ja doch etwas dran. Wer und was ist schon „normal“.

Statistik gehört dazu

Eine womöglich wenig erfreuliche Nachricht ist, dass man seinen Schultaschenrechner vor lauter Euphorie über die bestandene Matura nicht gleich entsorgen sollte. Denn im Rahmen der Statistik (ein Schwerpunkt des Studiums), findet dieser erneut Verwendung. Wissenschaft ohne Mathematik gibt es leider nicht. Tatsächlich braucht man von seinem Schulwissen mehr als ich meinen Lehrern je Glauben geschenkt hätte. Der Übergang von Schule zu Studium bringt aber zum Glück auch Veränderungen mit sich. In der Schule stehen meist über sechs Stunden Unterricht täglich am Plan. Im Studium sieht das anders aus. Der Besuch der meisten Vorlesungen ist einem nämlich freigestellt. Psychologie wird unter anderem deswegen von seinen Studierenden manchmal scherzhaft als Fernstudium bezeichnet. Zumindest in den ersten Semestern beschränken sich die Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht auf ein Minimum. Einerseits eine sehr angenehme Eigenschaft, die aber auch schnell gefährlich werden kann. Denn wer schläft denn nicht gern mal aus, wenn er es sich aussuchen kann. Ein wenig Selbstdisziplin und Organisation sollte man daher dann doch mitbringen. Sonst läuft man Gefahr in 10 Jahren immer noch vor sich hinzustudieren.

Über die Psychologie Studenten

Aber wie sind denn so die Psychologiestudenten selbst? Den typischen Studenten zu charakterisieren ist eigentlich unmöglich. In einem Hörsaal findet man immer verschiedenste Persönlichkeiten und bis zu einem gewissen Grad auch allen Alters. So idyllisch das jetzt auch klingt: Bei der Psychologie handelt es sich um ein Massenstudium. Neue Bekanntschaften zu schließen und Freunde zu finden, sollte man lieber selbst in die Hand nehmen. Von allein passiert das eher selten. Mit seinen neu erworbenen Statistikkenntnissen könnte man sich ja ausrechnen wie wahrscheinlich es wäre, in jeder Vorlesung zufällig denselben Sitznachbar zu haben. Vorweg: Bei 500 Studierenden ist das relativ unwahrscheinlich. Studienfreunde machen sich also nicht von selbst.

Im Großen und Ganzen handelt es sich bei Psychologie aber um ein unglaublich interessantes Studienfach, bei dem man auch viel über sich selbst und fürs Leben lernt. Im Endeffekt ist es das, was man daraus macht. Sei es bezüglich neuer Freundschaften, Zeitaufwand oder Dauer. Ich kann es jedem der mit dem Gedanken spielt ans Herz legen. Ich habe darin auf jeden Fall mein Traumstudium gefunden.